Und warum "von"?
Warum sind kaschubische Adelsnamen mit dem preußischen “von“ ergänzt? |
Als Polen in den Jahren 1772, 1793 und 1795 ( I. - II. - III. Teilung Polens) unter Russland, Oesterreich und Preußen aufgeteilt wurde, fiel das Forschungsgebiet an die Krone Preußens. Die Adligen konnten der neuen Herrschaft huldigen. Wenn sie ihre Privilegien behalten wollten, mußten sie dies tun.
Um das Jahr 1800/1806 ordnete Preußen an, dass in schriftlichen Aufzeichnungen nicht mehr der lateinische Adelshinweis "nobili", sondern stattdessen das preussische “von“ beim Namen vermerkt werden sollte. So kamen die Adligen in der Kaschubei und anderswo quasi per Verwaltungsakt zum preussischen Adelsprädikat ”von”, was aus historisch-polnischer Sicht überflüssig war. Preußen hatte allerdings nicht festgelegt, an welcher Stelle das “von“ dem zweiteiligen Namen hinzugefügt werden sollte. Dadurch treffen wir zum Beispiel heute auf die Namensformen: “von Pazatka Lipinski“ oder “Pazotka von Lipinski“ usw. |
Adelsprüfung durch das Deutsche Heroldsamt
1855 wurde das Deutsche Heroldsamt eingerichtet, dessen Hauptaufgabe darin bestand, die Adelsberechtigung zu prüfen. Dabei wurden auch die kaschubischen Familien geprüft, ob sie edelbürtig und damit berechtigt waren, in ihrem Namen das preußische "von" zu führen.
Die bei diesen Prüfungen entstandenen Akten werden - sofern sie die beiden Weltkriege überstanden haben - im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz in Berlin aufbewahrt. Die Dossiers können von jedermann kostenlos gelesen werden. Sie enthalten (so weit der Chronist Kenntnis davon hat) Stammtafeln, Abschriften von Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden, Auszüge aus den Grund- und Hypothekenbüchern, Korrespondenzen usw. und sind eine Fundgrube für den Familienforscher. Aber schon damals war es nicht ganz leicht, Familienverhältnisse zu klären, so daß die Akten nicht in allen Details fehlerfrei sind.
|